Langzeitauswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Plattenepithelkarzinome der Haut: Zunahme von dicken Tumoren in zwei deutschen Hautkliniken

Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft = Journal of the German Society of Dermatology : JDDG(2023)

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摘要
Sehr geehrte Herausgeber, das Plattenepithelkarzinom (PEK) der Haut ist der zweithäufigste Hauttumor in der kaukasischen Bevölkerung.1 Obwohl das Basalzellkarzinom deutlich häufiger vorkommt, hat das PEK eine ungünstigere Prognose, insbesondere wenn es mit Verzögerung diagnostiziert und behandelt wird.2, 3 Daher ist der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf die Entwicklung der neu diagnostizierten Fälle und chirurgische Behandlung von PEK von besonderem Interesse. Während es zahlreiche Berichte über die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf neu diagnostizierte maligne Melanome gibt,4-7 liegen nur wenige Informationen über PEK während der SARS-CoV-2-Pandemie vor. Während des ersten Lockdowns wurde ein Rückgang von neuen PEK-Diagnosen beschrieben, allerdings stieg die Anzahl der neu diagnostizierten Fälle im weiteren Verlauf des gleichen Jahres wieder an.8 Zudem konnte keine Verschiebung in Richtung ungünstiger pT-Stadien während des ersten Lockdowns im Vergleich zum Zeitraum vor der COVID-19-Pandemie in einer großen niederländischen Kohorte beobachtet werden.9 Um mögliche Langzeitauswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Erkennung und chirurgische Behandlung von PEK in Deutschland zu untersuchen, analysierten wir alle neuen PEK-Fälle, die zwischen Januar 2019 und Dezember 2021 in zwei zertifizierten Hauttumorzentren in Nordrhein-Westfalen, dem Helios Universitätsklinikum Wuppertal und dem Helios St. Elisabeth Krankenhaus Oberhausen, diagnostiziert wurden. Für alle identifizierten PEK-Fälle analysierten wir Alter und Geschlecht der Patienten, Tumordicke, pT-Stadium, Differenzierungsgrad (Grading) und Lokalisation der Tumoren. Die statistische Analyse wurde mittels IBM SPSS Statistics (Version 22.0, Armonk, NY: IBM Corp.) durchgeführt und mittels Microsoft Excel 2016 für Windows graphisch dargestellt. Die deskriptive Statistik der metrisch skalierten Variablen wurde mit Median und Interquartilsbereich (IQR) angegeben. Gruppenvergleiche wurden mittels ANOVA durchgeführt. Die Verteilung der kategorialen Variablen wurde anhand der absoluten und relativen Häufigkeiten dargestellt und mit Hilfe des Chi-Quadrat-Tests zwischen den Gruppen verglichen. Alle statistischen Hypothesentests wurden zweiseitig mit einem Signifikanzniveau von 0,05 durchgeführt. Wir identifizierten 340 neu diagnostizierte PEK-Fälle im Jahr 2019, 363 im Jahr 2020 und 367 im Jahr 2021. Im ersten Quartal der Jahre 2020 und 2021 war ein leichter Rückgang der neuen PEK-Diagnosen im Vergleich zum ersten Quartal im Jahr 2019 zu verzeichnen. In den folgenden Quartalen stieg die Anzahl der neuen PEK-Fälle jedoch wieder an (Abbildung 1). Weder das Alter der Patienten (p = 0,69), noch das Geschlecht (p = 0,11) oder die Lokalisation der Tumoren (p = 0,87) unterschieden sich in den Jahren 2020 und 2021 statistisch signifikant von dem Jahr vor der SARS-CoV-2-Pandemie (Tabelle 1). Die mediane Tumordicke betrug 2,5 mm (1,2–4,8) im Jahr 2020 und 2,2 mm (1,1–4,0) im Jahr 2021 und war im Vergleich zu 2,1 mm (1,2–3,7) im Jahr 2019 ähnlich (p = 0,12). Darüber hinaus ergab sich kein statistisch signifikanter Unterschied im Differenzierungsgrad der PEK (Grading, G1–G3) sowie im Auftreten von Desmoplasie oder perineuraler Invasion zwischen den in den Jahren 2020 und 2021 behandelten Tumoren im Vergleich zu den im Jahr 2019 identifizierten PEK (p = 0,89; 0,90 bzw. 0,88). Allerdings traten sowohl 2020 als auch 2021 statistisch signifikant mehr PEK mit einer höheren Tumordicke (>6 mm) auf als im Jahr vor der COVID-19-Pandemie (p = 0,02). Zudem zeigte sich im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 eine Verschiebung in Richtung ungünstiger pT-Stadien, was auf eine Zunahme von Hochrisikotumoren hinweisen könnte. Im Jahr 2021 ergab sich eine Zunahme von pT2-Tumoren bei gleichzeitiger Abnahme der pT1- und pT3-Stadien (p < 0,001) (Tabelle 1). 2019 n (%) 2020 n (%) 2021 n (%) Während des ersten Lockdowns wurde in Deutschland eine Reduktion der Hautkrebsvorsorgeuntersuchungen beschrieben.10 Passend dazu wurde in vielen europäischen Ländern ein Rückgang der neu diagnostizierten malignen Melanome mit gleichzeitiger Zunahme der Tumoren mit höherer Tumordicke als Folge einer diagnostischen und therapeutischen Verzögerung beobachtet.4-6 Allerdings konnte keine oder nur eine vorübergehende Reduktion von neu diagnostizierten PEK-Fällen zu Beginn der COVID-19-Pandemie festgestellt werden.8, 9 In einigen Literaturquellen wurde sogar über einen Anstieg der neu diagnostizierten und behandelten PEK-Fälle berichtet.11 Unsere Datenanalyse zeigte ebenfalls einen leichten Anstieg der absoluten Anzahl der neu identifizierten Tumoren in den Jahren 2020 und 2021 im Vergleich zum Jahr 2019, der jedoch nicht statistisch signifikant war (p = 0,11). Ein möglicher Grund für dieses Phänomen ist der Rückgang der allgemeinen dermatologischen Konsultationen, der während der COVID-19-Pandemie in Deutschland beobachtet wurde.12 Aufgrund des Rückgangs der ambulanten und stationären Fälle könnten sich die Dermatologen möglicherweise auf die operative Therapie von Hauttumoren konzentriert haben, so dass es nicht zu einer Reduktion der neuen PEK-Diagnosen gekommen ist. Unsere Ergebnisse stehen auch im Einklang mit der verfügbaren Literatur, die keinen Hinweis auf eine signifikante Zunahme der Tumordicke der behandelten PEK während der COVID-19-Pandemie ergab.9, 13 Allerdings wurden in unserer Kohorte in den Jahren 2020 und 2021 häufiger PEK mit einer höheren Tumordicke (>6 mm) festgestellt als in der Zeit vor der COVID-19-Pandemie. Möglicherweise ist diese Beobachtung darauf zurückzuführen, dass Patienten mit kleinen Tumoren sich nur zögerlich im Krankenhaus vorstellen, während Patienten mit großen und gut sichtbaren Läsionen auch während des Lockdowns eher Hautarztpraxen oder -kliniken aufsuchten. Die Ängste und Sorgen der Patienten in Bezug auf COVID-19-Erkrankungen könnten die Schwankung der Fallzahlen der neu diagnostizierten PEK in den Jahren 2020 und 2021 erklären (Abbildung 1), die sich mit dem Verlauf der Pandemiewellen in Deutschland veränderten.14 Es ist auch möglich, dass einige Arzttermine aufgrund akuter COVID-19-Infektionen oder eines reduzierten Allgemeinzustandes der Patienten mit dem sogenannten Long-COVID-Syndrom abgesagt oder verschoben werden mussten, was ebenfalls zu einer Therapieverzögerung geführt haben könnte. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass es bei Long-COVID-Syndrom zu einer Immunsuppression kommt, die auf den verminderten Serumspiegel des C-C-Chemokin-Rezeptors 5 zurückzuführen ist.15 Dieses Immunphänomen könnte auch einen Einfluss auf das Tumorwachstum haben, ähnlich wie die iatrogene Immunsuppression. Diese Faktoren stellen eine mögliche Erklärung dar, warum dicke PEK während der COVID-19-Pandemie häufiger vorkamen als im Jahr vor dem Ausbruch von SARS-CoV-2. Obwohl während der COVID-19-Pandemie mehr dicke Tumoren (>6 mm) und Tumoren mit größerem Durchmesser (2–4 cm, pT2) diagnostiziert wurden, konnte keine signifikante Verschiebung hin zu pT3-Stadien beobachtet werden. Auch für weitere bedeutsame prognostische Faktoren wie Desmoplasie, perineurale Invasion und Differenzierungsgrad (Grading) des Tumors wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede im untersuchten Zeitraum festgestellt. Zusammenfassend blieb die Anzahl der neu diagnostizierten und behandelten PEK-Fälle in den beiden untersuchten Hauttumorzentren während der COVID-19-Pandemie im Vergleich zum Jahr 2019 stabil. Dennoch konnte sowohl 2020 als auch 2021 eine Zunahme von dicken Tumoren beobachtet werden, was auf eine diagnostische und therapeutische Verzögerung auch fast zwei Jahre nach Beginn der COVID-19-Pandemie hinweist. Daher ist es wichtig, die Patienten darüber aufzuklären, dass die Angst vor einer SARS-CoV-2-Infektion sie nicht davon abhalten sollte, Hautkrebsvorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen oder sich im Krankenhaus vorzustellen.16 Als Limitation der vorliegenden Daten ist die besondere regionale Versorgungsstruktur zu nennen, da die Auswertung nur in zwei Hauttumorzentren in Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurde, einem Gebiet mit hoher Bevölkerungsdichte, aber auch einer hohen Anzahl von niedergelassenen Dermatologen sowie Krankenhäusern mit der Möglichkeit stationärer dermatologischer Behandlung. Weitere Projekte mit einer größeren Anzahl von teilnehmenden Kliniken in verschiedenen Bundesländern sind notwendig, um eine Aussage über die PEK-Behandlung während der COVID-19-Pandemie für ganz Deutschland treffen zu können. Die Autoren danken Herrn Steffen Goldbach (Medizinische Dokumentation der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Helios St. Elisabeth Krankenhaus Oberhausen) für die Bereitstellung der klinischen Informationen zur Tumordiagnose und -dicke. Open access Veröffentlichung ermöglicht und organisiert durch Projekt DEAL. Keiner.
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COVID-19,Pandemie,Plattenepithelkarzinom,Tumordicke
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