Die wahrgenommene Effektivität der Disease Management Programme für Diabetes mellitus Typ 2 und Koronare Herzkrankheit aus Sicht von Hausärzt*innen – Ergebnisse einer Fokusgruppenstudie

Hintergrund Der Großteil der Patient*innen in den Disease Management Programmen (DMP) Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM) und Koronare Herzkrankheit (KHK) wird in Deutschland von Hausärzt*innen eingeschrieben. Ziel dieser Studie war, im Kontext bevorstehender DMP-Erweiterungen, aktuelle Erfahrungen und Meinungen von in DMP tätigen Hausärzt’innen zur wahrgenommenen Effektivität und Akzeptanz der DMP T2DM und KHK zu untersuchen sowie förderliche und hinderliche Aspekte bei der Umsetzung dieser Programme aus hausärztlicher Sicht zu eruieren. Methoden Im August und September 2020 wurden 20 Hausärzt*innen mit DMP-Erfahrungen aus allgemeinmedizinischen Lehrpraxen des Universitätsklinikums Köln in semistrukturierten Fokusgruppen befragt. Dabei wurden die Erfahrungen, Meinungen und Haltungen zu den DMP T2DM und KHK thematisiert und die Transkripte nach der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet. Ergebnisse Das DMP T2DM wurde aufgrund der strukturierten Behandlung mit regelmäßigen Fuß- und Augenuntersuchungen, dem engen Patientenkontakt und der wahrgenommenen Verbesserung des Gesundheitszustands insgesamt als vorwiegend effektiv angesehen. Das DMP KHK wurde aufgrund mangelnder Handlungsspielräume, zu geringer Vergütung im Verhältnis zum Dokumentationsumfang und einer nicht wahrzunehmenden Verbesserung der Gesundheit als eher ineffektiv erachtet. Die Diskrepanz in der wahrgenommenen Effektivität der untersuchten DMP führte bei der Mehrheit der Befragten zu einer geringeren Akzeptanz des DMP KHK. Aus diesem Grund tendierten einige der Befragten zu weniger Neuaufnahmen von Patient*innen ins DMP KHK oder zu einem Ausstieg aus dem DMP KHK. Schlussfolgerung Um die Akzeptanz und damit die nachhaltige Verankerung der DMP zu steigern, sollten die Elemente des DMP KHK sowie die Vergütung und die Dokumentation überdacht werden. Zudem sollten zukünftige Studien zur Akzeptanz der DMP zwischen den einzelnen DMP differenzieren, um valide Ergebnisse zu generieren.