Seltener pathophysiologischer Mechanismus einer isolierten Hammergrifffraktur

Traumatische Mittelohrverletzungen sind im klinischen Alltag ein häufiges Krankheitsbild. Neben der Trommelfellperforation können auch unterschiedliche Lokalisationen in der Gehörknöchelchenkette betroffen sein. Ein Verletzungsmuster mit Beteiligung des Hammers ist selten und wird in der Literatur mit 2% angegeben. Eine vermutlich häufig unerkannte Verletzung aufgrund des intakten Trommelfellbefundes stellt die isolierte Hammergrifffraktur dar. Es zeigt sich typischerweise eine Schallleitungsschwerhörigkeit. Bei Inspektion mit der pneumatischen Ohrlupe kann eine verstärkte Bewegung des Hammergriffs distal der Fraktur ausgemacht werden. Ein beschriebener Pathomechanismus ist die Erzeugung eines Unterdruckes mit dem Finger im nassen Gehörgang nach dem Baden beim Versuch den Gehörgang vom Wasser zu befreien. Wir berichten über einen 50-jährigen Patienten welcher sich über 10 Jahre nach diesem Verletzungsmuster mit seither schwankendem Hörvermögen und subjektiver Besserung des Hörens nach Durchführung des Valsalva-Manövers vorstellte. Initial habe ein einschießender Ohrenschmerz, sowie ein für mehrere Tage anhaltender Schwindel bestanden. Auswärts war bei V.a. eine Tubenventilationsstörung bereits eine Ballondilatation der Tuba auditiva ohne Effekt erfolgt. Diagnostisch konnte neben einer kombinierten Schwerhörigkeit eine überhöhte Compliance im Tympanogramm ausgemacht werden. Es wurde bei V.a. eine Unterbrechung der Gehörknöchelchenkette die Indikation zur Tympanoskopie gestellt. Nach Eingehen in die Paukenhöhle zeigte sich eine hypermobile Gehörknöchelchenkette mit deutlicher Stufenbildung im Hammergriff. Es wurde eine Tympanoplastik Typ III mit einer Titan-PORP durchgeführt. In der Nachsorgeuntersuchung drei Monate postoperativ gab der Patient ein stabiles Hörvermögen an.