Seltene Differentialdiagnose eines persistierenden Paukenergusses.

Wir berichten von einem 62-jährigen Patienten, der sich mit persistierendem Paukenerguss links zur Tympanoplastik vorstellte. Eine Paukendrainage war alio loco erfolgt und bei persistierender Otorrhoe zwischenzeitlich gewechselt. Eine antibiotische Therapie erbrachte keine Besserung. Ohrmikroskopisch imponierte die Paukendrainage links in situ mit klarer Sekretion. Ein mikrobiologischer Abstrich des Sekrets erbrachte keinen Keimnachweis. Tonaudiometrisch bestand eine kombinierte Schwerhörigkeit mit einer Schallleitungskomponente von durchschnittlich 35dB. Unter dem V.a. eine Otoliquorrhoe ergab eine erweiterte Anamnese ein Schädeltrauma durch einen Verkehrsunfall in der Kindheit. Daraufhin wurde Sekret gesammelt und es ließ sich Beta-Trace-Protein nachweisen. Das CT zeigte keinen Hinweis für eine Fraktur. Im MRT wurde der V.a. eine Encephalocele der mittleren Schädelgrube, a.e. durch das zurückliegende Schädeltrauma geäußert. Es erfolgte eine explorative fluoresceinkontrollierte Mastoidektomie mit Tympanoskopie links sowie eine Schädelbasisdefektdeckung mittels Faszie und Tachosil. Histologisch konnte ein Hämangiom der mittleren Schädelbasis als seltene Ursache für einen Defekt der Dura mater nachgewiesen werden. Die Otoliquorrhoe ist eine seltene Diagnose, die am häufigsten nach akuten Traumata, postoperativ, bei ausgedehnten Cholesteatomen oder bei Tumoren auftreten kann. Diese Differenzialdiagnose des Paukenergusses muss aufgrund der möglichen schwerwiegenden Komplikationen erwogen werden. Die Defektdeckung erfolgt primär transmastoidal oder bei persistierender Liquorrhoe transtemporal. Bei einem therapieresistenten Paukenerguss und klarer Sekretion ist eine sorgfältige Diagnostik zur Vermeidung von Komplikationen eines möglichen Liquorlecks erforderlich.