Intensivpflege von Patienten mit Guillain-Barré-SyndromIntensive nursing care of patients with Guillain-Barré Syndrome

Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine postinfektiöse, autoimmunogene, demyelinisierende Polyneuroradikulitis. Infolge aufsteigender, progredienter Lähmungen, einschließlich der Atemmuskulatur und eines Befalls vegetativer Nervenfasern mit potentiell lebensbedrohlicher Dysautonomie ist häufig eine intensivmedizinische Betreuung erforderlich. Das rechtzeitige Erkennen und Vorbeugen von Komplikationen erfordert speziellen pflegerischen Aufwand. Regelmäßig müssen klinischer Zustand, Vitalkapazität und Blutgase kontrolliert werden, um die Notwendigkeit einer Intubation und Beatmung (bis zu 25% der Patienten) rechtzeitig erkennen zu können. Aufgrund der Dysautonomie können schwere hyertone oder hypotone Blutdruckentgleisungen sowie verschiedene tachykarde und bradykarde Rhythmusstörungen auftreten. Deshalb sollten eine kontinuierliche Monitorüberwachung, engmaschige Blutdruckkontrollen und eine Reanimationsbereitschaft mit der Möglichkeit externen Pacings gegeben sein. Die mit den oft hochgradigen Lähmungen verbundene Immobilisation kann zahlreiche Komplikationen nach sich ziehen. Durch fachgerechte Körperpflege, Lagerungsstrategien, Mobilisation, Pneumonie- und Thromboseprophylaxe können diese verhindert werden. Bei Befall der Hirnnerven muss auf Schluckstörungen und die Gefahr einer Aspiration geachtet werden und ggf. eine Sondenernährung erfolgen. Auch die Ausscheidungsfunktionen können im Rahmen des vegetativen Befalls hochgradig beeinträchtigt sein und müssen regelmäßig kontrolliert und ggf. unterstützt werden. Bei der Pflege der bewusstseinsklaren GBS-Patienten muss ein besonderes Augenmerk auf die psychologische Führung gerichtet werden. Insbesondere sind auf ein mögliches, evtl. nicht mehr verbalisierbares Bedürfnis, medikamentöser Anxiolyse, Sedierung und Schmerzstillung zu achten. Neben spezifischen therapeutischen Maßnahmen, wie intravenös verabreichte Immunoglobuline und/oder Plasmapherese, kann ein adäquates pflegerisches Management wesentlich zur Prognoseverbesserung bei Patienten mit GBS beitragen.